Der Röhrenverstärker nach Ernst Rößler

Jeder der gerne gute Musik hört, kommt irgendwann auf das Thema Röhrenverstärker. Schon während meiner Berufsausbildung (ab 1998) begeisterten mich die Röhren, nur fehlte mir damals das nötige "Klein"-geld, um einen wirklich guten Verstärker zu bauen. Doch eines Tages musste es so weit sein und ich machte mich auf die Suche nach den passenden Röhren. Nach intensiver Suche im Netz stieß ich auf die 6C33 - eine russische Triode. Auch wenn diese Röhre in vielen einschlägigen Foren sehr kontrovers diskutiert wird, stand fest diese und keine andere musste es sein. Ich wollte das Rad nicht neu erfinden und suchte nach einem Schaltungsvorschlag im Internet. Auf der Homepage von Joachim Wittel, bekannter als Jogis Röhrenbude, fand ich die Schaltung von Ernst Rößler (Originalbeitrag). Diese Veröffentlichung erleichterte mir den Nachbau ganz erheblich, so sind dort nicht nur Schaltpläne und Layoutvorlagen, sondern auch Abgleichanleitungen dokumentiert.


der Nachbau

Wie bereits oben beschrieben, gestaltete sich der Nachbau als sehr unkritisch. Es mussten lediglich ein Gehäuse und die räumliche Verteilung der Platinen geplant werden. Der Einfachheit halber wurde dies mit Hilfe maßstabsgetreuer Papierschablonen durchgeführt. Dabei wurde schon auf die späteren Verbindungsleitungen und eine symmetrische Optik geachtet. Durch diverse Planflächen in der Front- und Rückplatte stützen sich die einzelnen Gehäuseteile gegenseitig.
Schaeffer-Dateien

Gehäuseplanung Gehäuseplanung


Die Schichtdicke des Kupferbelages der Platinen sollte mindestens 70μm betragen. Mir stand zwar eine Ätzanlage, aber kein passendes Rohmaterial zur Verfügung. Deshalb überließ ich die Fertigung der Platinen der Firma ANTTRONIC (früher GS Elektronik) und ließ die Platinen gleich mit 105μm Schichtdicke herstellen. Um etwas Geld zu sparen, legte ich die Platinen für je einen Kanal auf nur eine Platine.

gelieferte Platinen:
Platinen bei der Lieferung


Nach dem Aussägen wurden die Oberflächen der Platinen poliert und chemisch verzinnt.

chemische Verzinnung



Netzteil 1

Das erste Netzteil stellt zwei stabilisierte Betriebsspannungen bereit.
+ 6,3V zum Heizen der Vorstufen- und Treiberröhre.
+ 400V daraus werden später die Anodenspannungen für die Vorstufen- und Treiberröhre.

Netzteil 1



Netzteil 2

Das zweite Netzteil stellt ebenfalls stabilisierte Betriebsspannungen bereit.
+ 250V Anodenspannung der Leistungstrioden
- 120V (2x) über ein Poti kann die negative Gittervorspannung eingestellt werden.

Netzteil 2



Vor- und Treiberstufenplatine

Hier wird aus dem unsymmetrischen Eingangssignal ein symmetrisches Signal für die Ansteuerung der Leistungstrioden gemacht.
Natürlich wird das Eingangssignal dabei entsprechend verstärkt. Das Poti auf der Platine dient zur Symmetrierung der beiden gewonnenen NF-Signale. Im Signalzweig des Verstärkers befindet sich kein Stück Silizium - oder kein Sand wie die Fans sagen.

Vorstufe



Netztrafo und Ausgangsübertrager

Die Netztrafos und die Ausgangsübertrager (AÜs) stammen, wie empfohlen, von Experience electronics. Auch wenn die Trafos ein kleines Vermögen gekostet haben, sind sie es auf jeden Fall Wert gewesen. Ich habe den Frequenzgang des AÜs mal am Funktionsgenerator nachgemessen, bzw. ich habe es versucht. Mein Signalverstärker hinter dem Frequenzgenerator geht leider nur bis 50kHz und bis dahin war kein Abfallen der Amplitude am AÜ zu messen. Am anderen Ende des angegebenen Frequenzganges, also bei 20Hz, konnte ich nur eine minimal verringerte Ausgangsspannung messen. Alle Trafos sind als Manteltyp ausgelegt, was nicht zuletzt ein sehr geringes Streufeld bewirkt. Durch die um 90° gedrehte Anordnung von Netztrafo und AÜ wird eine eventuelle Einstreuung zusätzlich verringert. Im Betrieb ist bei offenem NF-Eingang und voller Lautstärke, selbst mit abgeschalteter Gegenkopplung, absolut nichts am Lautsprecher zu hören!!!

Netztrafos und Ausgangsübertrager Netztrafos und Ausgangsübertrager



Zusammenbau

Das Gehäuse wurde von der Firma Schaeffer AG gefertigt. Die Befestigungspunkte der Platinen und der Triodengrundplatte wurden als Einpresshülsen ausgelegt, so sind von oben keinerlei Verschraubungen zu erkennen. Der Hersteller versicherte mir, dass die enormen thermischen Belastungen keinen Einfluss auf die Einpressungen haben sollen - bis jetzt ist das auch so.

Bilder vom Zusammenbau:
Trafo und Sockeleinbau Platineneinbau
Verdrahtung 1. Probelauf
Trafotrennung Rückseite
Rückseite Detail Alukappen



Nachträgliche Veränderungen

Die Füße des Verstärkers haben mir nach einer Weile nicht mehr gefallen, sie passten einfach nicht zu dem Alugehäuse. Ein Bekannter drehte mir vier Aluminiumfüße, die jetzt wesentlich besser in das Gesamtkonzept passen. Um den Ruhestrom etwas bequemer einstellen zu können, wurde ein digitales Rundinstrument in die Unterseite des Verstärkers integriert. Die Auswahl welche Röhre eingestellt wird, geschieht mittels eines mehrstufigen Drehschalters. Passend zum Röhrenstyle ist der Drehknopf ein so genannter Chickenhead.


Alufuß neue Bodenplatte
Messgerät aus Messgerät an

Detail Symetrieeinstellung Detail Ruhestromeinstellung Detail Röhrenauswahl